I. Tatbestand
1. Objektiver Tatbestand
a) Fremde bewegliche Sache
Beweglich sind alle Sachen, die tatsächlich von ihrem ursprünglichen Ort fortbewegt werden können. Das Tatbestandsmerkmal „beweglich“ ist strafrechtsautonom zu bestimmen und von zivilrechtlichen Vorgaben unabhängig. Es reicht aus, wenn die Sachen erst beweglich gemacht werden können. 1Schönke/Schröder/Eser/Bosch Rn. 11, LG Karlsruhe NStZ 1993, 543
b) Wegnahme
Unter Wegnahme ist der Bruch fremden Gewahrsams und die Begründung neuen Gewahrsams, der nicht notwendig tätereigener sein muss, zu verstehen.2Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 168 Rdn. 3.
Unter Gewahrsam ist die tatsächliche Sachherrschaft eines Menschen über eine Sache zu verstehen, die von einem natürlichen Herrschaftswillen getragen ist und dessen Reichweite sich nach der Verkehrsanschauung richtet.3BGHSt 40, 23; Rengier, StrafR BT I, 16. Auflage München 2014, § 2 Rdn. 11; Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 242 Rdn. 8a.
Gewahrsam wird gebrochen, wenn der fremde Gewahrsam ohne oder gegen den Willen des Gewahrsamsinhabers aufgehoben wird. 4Rengier, StrafR BT I, 16. Auflage München 2014, § 2 Rdn. 31; Lackner/Kühl, 27. Auflage München 2011, § 242 Rdn. 14.
Neuer Gewahrsam ist die tatsächliche Herrschaft über die Sache, deren Ausübung keine großen Hindernisse im Wege stehen.5BGH NStZ 1988, 270; BGHSt 16, 271; Wessels/Hillenkamp, StrafR BT II, 36. Auflage Heidelberg 2013, Rn. 109.
c) Qualifizierte Nötigungsmittel
(1) Gewalt gegen eine Person
Gewalt ist jede körperliche Einwirkung – unmittelbar oder auch nur mittelbar – auf den Körper des Opfers, um geleisteten oder erwarteten Widerstand zu überwinden.
6BGHSt 1, 145, 147; BGHSt 18, 329, 330; 23, 126, 127; BGH NStZ 1986, 218; StV 1990, 262; Küpper in: Leipold/Tsambikakis/Zöller, Anwaltkommentar StGB, 2. Aufl. 2015, § 240 Nötigung, Rn. 3.(2) Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben
Drohung ist das ausdrückliche oder schlüssige Inaussichtstellen eines Übels, auf dessen Eintritt der Drohende Einfluss hat oder zu haben vorgibt.
7BGH NStZ 2003, 425; BGHSt 26, 310; OLG Düsseldorf OLGSt § 253 Nr. 1;d) Beziehung zwischen Wegnahme und qualif. Nötigungsmittel
Finalzusammenhangs i.S.d. § 249 StGB kann bejahrt werden, wenn aus der Sicht des Täters die Nötigung objektiv erforderlich oder kausal für die Wegnahme werden soll, also eine finale Verknüpfung zwischen Nötigung und Wegnahme besteht. 8BGHSt 41, 123, 124; BGHSt 48, 365; BGH NStZ 2003, 431, 432.
e) Kausalität
Eine Handlung ist nach der conditio-sine-qua-non-Formel kausal, wenn sie nicht hinweg gedacht werden kann, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele.
9RGSt 1, 373; BGHSt 1, 332.f) Objektive Zurechnung
Dem Täter ist ein von ihm verursachter Taterfolg nur dann objektiv zuzurechnen, wenn er eine rechtlich missbilligte Gefahr geschaffen hat, die sich im tatbestandlichen Erfolg realisiert hat und nicht völlig außerhalb der allgemeinen Lebenserfahrung liegt.10OLG Karlsruhe NJW 1976, 1853; Rengier, StrafR AT, 5. Auflage München 2013, § 13 Rdn. 46.
2. Subjektiver Tatbestand
a) Vorsatz
Vorsatz ist der Wille zur Verwirklichung eines Straftatbestandes in Kenntnis aller seiner objektiven Tatumstände.
11BGHSt 19, 295, 298; BGHSt 36, 1, 9 f.; BGHSt 51, 100, 119; Wessels/Beulke/Satzger, StrafR AT, 43. Auflage Heidelberg 2013, Rn. 203.b) Zueignungsabsicht
Aneignungsabsicht liegt vor, wenn der Täter bei der Wegnahme beabsichtigen, sich oder einem Dritten zumindest vorübergehend eine eigentümerähnliche Verfügungsgewalt über die Sache anzumaßen.12Wessels/Hillenkamp, StrafR BT II, 36. Auflage Heidelberg 2013, Rn 150; MüKo-StGB/Schmitz, 2. Auflage München 2012, § 242 Rn 141 ff; Beck'scher Onlinekommentar-StGB/Wittig, 23. Edition, München 2014, § 242 Rdn. 35.
Der Enteignungsvorsatz bedeutet zumindest einen Eventualvorsatz hinsichtlich der faktischen Verdrängung des Eigentümers aus seiner Position und grenzt zur bloßen Gebrauchsanmaßung ab.13Beck'scher Onlinekommentar-StGB, § 242 Rdn. 30; Fischer § 242 StGB, Rn. 33; Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 242 StGB, Rn 25.
II. Rechtswidrigkeit
III. Schuld
IV. Ergebnis
Quellen:
[1] Schönke/Schröder/Eser/Bosch Rn. 11, LG Karlsruhe NStZ 1993, 543
[2] Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 168 Rdn. 3.
[3] BGHSt 40, 23; Rengier, StrafR BT I, 16. Auflage München 2014, § 2 Rdn. 11; Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 242 Rdn. 8a.
[4] Rengier, StrafR BT I, 16. Auflage München 2014, § 2 Rdn. 31; Lackner/Kühl, 27. Auflage München 2011, § 242 Rdn. 14.
[5] BGH NStZ 1988, 270; BGHSt 16, 271; Wessels/Hillenkamp, StrafR BT II, 36. Auflage Heidelberg 2013, Rn. 109.
[6] BGHSt 1, 145, 147; BGHSt 18, 329, 330; 23, 126, 127; BGH NStZ 1986, 218; StV 1990, 262; Küpper in: Leipold/Tsambikakis/Zöller, Anwaltkommentar StGB, 2. Aufl. 2015, § 240 Nötigung, Rn. 3.
[7] BGH NStZ 2003, 425; BGHSt 26, 310; OLG Düsseldorf OLGSt § 253 Nr. 1;
[8] BGHSt 41, 123, 124; BGHSt 48, 365; BGH NStZ 2003, 431, 432.
[9] RGSt 1, 373; BGHSt 1, 332.
[10] OLG Karlsruhe NJW 1976, 1853; Rengier, StrafR AT, 5. Auflage München 2013, § 13 Rdn. 46.
[11] BGHSt 19, 295, 298; BGHSt 36, 1, 9 f.; BGHSt 51, 100, 119; Wessels/Beulke/Satzger, StrafR AT, 43. Auflage Heidelberg 2013, Rn. 203.
[12] Wessels/Hillenkamp, StrafR BT II, 36. Auflage Heidelberg 2013, Rn 150; MüKo-StGB/Schmitz, 2. Auflage München 2012, § 242 Rn 141 ff; Beck'scher Onlinekommentar-StGB/Wittig, 23. Edition, München 2014, § 242 Rdn. 35.
[13] Beck'scher Onlinekommentar-StGB, § 242 Rdn. 30; Fischer § 242 StGB, Rn. 33; Lackner/Kühl, 28. Auflage München 2014, § 242 StGB, Rn 25.